30 Jahre DIE GRÜNEN Kierspe

Die GRÜNEN gibt es seit 30 Jahren in Kierspe

Die Kiersper Grünen hatten am 16. Mai 2014 ihren 30. Geburtstag. Vier Jahre nach der Gründung der neuen Bundespartei „Die Grünen“ im Januar 1980 in Karlsruhe fanden sich Kiersper Gruppen zusammen unter dem programmatischen Motto: sozial- ökologisch – gewaltfrei –basisdemokratisch.

Gründungsmitglieder der GRÜNEN Kierspe 1984

Gründungsmitglieder der GRÜNEN Kierspe 1984

Die Vertreter kamen aus der heimischen Friedensinitiative, dem Dritte-Welt-Kreis, von Amnesty International sowie den Machern der lokalen Umweltsch(m)utzzeitung. Anfang Mai 1984 versammelten sich erstmals 30 interessierte Personen. Am Ende der Veranstaltung stimmten 21 Besucher für die Gründung eines Arbeitskreises „Alternative Kommunalpolitik Kiersper/Meinerzhagen“ Davon sprachen sich 7 Teilnehmer für die Entstehung eines Ortsverbandes „Die Grünen“ aus.

Am 9. Mai 1984 traf man sich erneut im Hotel Cramer zur Vorbereitung der Gründungsversammlung unter Mitwirkung des damaligen Grünen-Kreisvorsitzenden Klaus Kuhn. In der anschließenden Zielvereinbarung hieß es:

„Zum Einen soll in Kierspe langfristig eine Informations- und Mitarbeitsmöglichkeit für alle den Grünen nahestehenden Bürgerinnen und Bürgern geschaffen werden. Weiter sei auch kommunalpolitisch die Existenz der Grünen von Nöten, um das Arbeiten des Rates der Stadt Kierspe zu beleben. Hiermit verbunden sei auch die konkrete Umweltpolitik vor Ort wie bei der Wohnbebauung, beim Straßenbau oder den Kiersper Wäldern. Aber das Engagement soll nicht nur beim Umweltschutz bleiben.“

Da die erforderliche Mitgliederzahl zur Konstituierung vorhanden war, kam es am 16. Mai 1984 zur Gründungsversammlung des Ortsverbandes „Die Grünen in Kierspe“ – und zwar im damaligen Hotel Brinkhoff am Brunnen in Kierspe Dorf (heute Standort der Rauk-Apotheke). Anwesend waren 24 Interessierte, davon bereits 10 Parteimitglieder, welche einstimmig die Grünen-Satzung angenommen hatten.

Der erste Vorstand („Sprecherrat“) bestand aus Silke Schröder, Udo Weskamm, Dieter Pohlmann und Thomas Müller. Danach ging es gleich an die kommunalpolitische Arbeit mit den aktuellen Themen: der neue Rathausstandort in Kierspe Mitte, die Müllverwertung vor Ort sowie den Ausbau der Kreisstraße Richtung Rönsahl (K 2).

Bereits einen Monat nach der Gründungsversammlung gab es für die Kiersper Grünen die ersten Erfolge bei der Europawahl mit 8,5 prozentiger Zustimmung, dem besten Resultat im Märkischen Kreis. Dieses mutmachende Ergebnis gab die weitere Motivation für die Teilnahme an der Kiersper Kommunalwahl am 30. September 1984.

In der „neuen Wahlplattform“ standen die Problemfelder Umweltschutz, Friedenserhaltung, Frauenemanzipation und neue Technologien. Wieder gab es mit 647 Wählerstimmen (gleich 9,1 Prozent) ein hervorragendes Ergebnis. Das bedeutet auf Anhieb 3 Ratsmandate für Udo Weskamm (Fraktionssprecher), Ursel Weißert und Dieter Pohlmann. Weil es in den ersten Jahren noch das sogenannte Rotationsprinzip gab, wurden die Drei inmitten der Legislaturperiode abgelöst von Renate Weskamm, Udo Duhm und Adelheid Becker-Aust.

Schon damals lehnten die Grünen die geplante Nordumgehung zusammen mit der Bürgerinitiative ab aus ökologischen und finanziellen Gründen. Auch die Erweiterung des Golfplatzes in der Varmert wurde nicht unterstützt, weil Naturflächen aus dem Landschaftsschutz genommen wurden. Weiter war den Grünen die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen und Spätaussiedlern ein wichtiges Anliegen. Zum 50. Jahrestag des zweite Weltkriegsbeginns klebten grüne Parteimitglieder an zehn Kiersper Ortseingangsschildern den Zusatz „Atomwaffenfreie Zone“ angesichts der weltweiten atomaren Rüstungsspirale.

Bei der nächsten Kommunalwahl 1989 gab es wiederum 3 Ratsmandate zu gewinnen. Neu hinzu kamen Klaus Schröder, Martin Kulosa und Günther Matschke während der kommenden fünf Jahre. Obwohl es mit der SPD und ihrem Bürgermeister Heinz-Willi Potthoff eine zahlenmäßige Ratsmehrheit gab, kam es wegen größerer Differenzen zu keiner formellen rot-grünen Regierungskoalition in Kierspe.

Zu den Kommunalwahlen 1994 ergab sich ein deutlicher personeller Umbruch bei den Grünen. Wichtige Personen der Gründerjahre beendeten ihre kommunalpolitische Arbeit vor Ort oder gingen in den Märkischen Kreistag wie Renate Weskamm, die es später sogar zur stellvertretenden Landrätin brachte. Hermann Reyher, der bereits sachkundiger Bürger im Ausschuss für Sport und Jugend war, gelang es, neue Leute zu aktivieren. Zusammen mit der Rönsahler Abiturientin Anke Matschke (heute Pies) zog er neu in den Stadtrat ein. 1997 wechselte die bisher jüngste Stadträtin zum Studium nach Bochum, worauf Martin Kulosa für sie nachrückte.

Hermann Reyher und Cem Özdemir

Hermann und Cem Özdemir

Bei den Wahlen 1999 fehlten allerdings ganze 5 Stimmen für ein drittes Ratsmandat. In dieser Zeit wurde Reyher vom Grünen-Kreisverband zweimal gebeten, als Bundestagskandidat anzutreten. Damals hatte er bei Wahlkampftouren und auf Bundesparteitagen Kontakte zu den Spitzengrünen Bärbel Höhn und Michael Vesper sowie Joschka Fischer, Renate Künast und dem heutig Parteivorsitzenden Cem Özdemir.

Nach der Jahrtausendwende waren die kommunalpolitischen Schwerpunkte in Kierspe der Erhalt des Naherholungsgebietes Lauseberg anstelle einer millionenteueren Nordumgehung, Ratsvorstöße zur Reaktivierung der Volmetalbahn sowie die Sicherung der beliebten Bürgereinrichtungen Stadtbibliothek, Hallenbad, Jugendzentren und Sportanlagen.

Bei der letzten Kommunalwahl 2009 kam es mit dem direkt gewonnenen Mandat für Michael Butz im Bereich Bordinghausen zu einer Grünen-Überraschung. Ausschlaggebend war die eindeutige Ablehnung des geplanten „Lausebergaufstiegs“, zusammen mit der Bürgerinitiative, auf der Basis einer dubiosen PPP-Mietfinanzierung über 30 Jahre.

Kommunalwahl 2014

Kommunalwahl 2014

Am 25. Mai 2014 gingen die Kiersper Grünen motiviert in Stadtratswahl, wiederum mit einigen neuen Kandidatinnen und Kandidaten. Mit dem Spitzenquartett Hermann Reyher, Detlef Jungmann, Thomas Nies und Anke Pies galt es, auch in Zukunft soziale, ökologische, kulturelle und basisdemokratische Akzente in der Kiersper Bürgergesellschaft zu setzen. Während die anderen kleinen Parteien jeweils einen Sitz verloren, konnten die Grünen ihre drei Sitze halten. In den neuen Stadtrat ziehen Hermann Reyher, Detlef Jungmann und Thomas Nies ein.

Eine 30-Jahre-Geburtstagsfeier fand am 20. August 2014 in der historischen Brennerei in Rönsahl statt, natürlich mit allen aktiven und ehemaligen Kiersper Grünen.