Mehr Güter auf die Schiene

Leserbrief an die MZ vom 01.06.2016 zum MZ-Bericht „Mehr Güter auf die Schiene“

Die Meinerzhagener Zeitung informierte am 30. Mai ganzseitig über den neuen längsten Bahntunnel der Welt, dem “ganzen Stolz der Schweiz”. Dieses kleine Alpenland schaffte es in vorbildlicher Weise die massenhaft zunehmenden Wirtschaftsgüter auf die Gleise zu bringen. Deutschland legt dagegen in diesen Tagen einen Bundesverkehrswegeplan vor, wo 264, Milliarden Euro bis 2030 ausgegeben werden sollen. Dabei wird der Güterbahnverkehr ein ungeliebtes Stiefkind bleiben. Bei uns werden immer neue Transitstrecken gebaut, um stets “just in time” zu sein auf dem größten mobilen Wirtschaftslager der Republik: den Autobahnen. Wann will unser Verkehrsminister Dobrindt (CSU) und “seine” Deutsche Bahn die innovative Schweiz als politisches Vorbild nehmen, um Massenprodukte klimafreundlich und ohne Millionen von Staustunden quer durchs Land zu schaffen? Da fahren beispielsweise täglich Tausende von LKWs auf den Autobahnen, um die Zuliefererwaren der westfälischen Industrie Hunderte von Kilometern zu den Automobilunternehmen nach Wolfsburg, Stuttgart, München, Ingolstadt, Köln und Rüsselsheim zu kutschieren. Auch die eingeführte teure Mautpflicht auf Autobahnen und 2018 auch auf Bundesstraßen haben und werden an dieser klimaunfreundlichen Realität nichts ändern. Als Grünen-Mitglied des Fachausschusses für Wirtschaft, Struktur und Verkehr beim Märkischen Kreis habe ich dieses verkehrspolitische Defizit jahrelang angemahnt und jeweils “mehr Güter auf die Schiene” gefordert. Doch als kleines regionales politisches “Licht” ist man in dieser Frage leider machtlos. Da hatte ich wenigstens am vergangenen Montag ein erfreuliches Lesevergnügen über den 57 km langen Gotthard-Basis-Tunnel von Uri in den Tessin. Danke MZ!

Hermann Reyher
Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen Kierspe

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